27. Juni 2012, 16:26  1 Kommentar

Wo die Väter wickeln

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Wie misst man das Engagement der Väter richtig?

Die Häufigste Zahl, die als Maß für den Erfolg des Elterngeldes zitiert und visualisiert wird, ist der Anteil der in einem Jahr geborenen Kinder, deren Väter Elterngeld beantragt haben. Etwas salopper wird sie auch als Anteil der Väter bezeichnet, die in diesem Jahr Vaterzeit (auf Basis des Elterngeldes) genommen haben. Für 2010 liegt dieser Anteil bei 25,3 Prozent, was die Bundesfamilienministerin frohlocken lässt, zumal die Quote jedes Jahr steigt.

Als Maßstab für den Erfolg der Elterngeld-Idee taugt sie aber nicht, da zwar immer mehr Väter eine Auszeit nehmen, die aber immer kürzer ausfällt. Nur noch 3,3 Monate waren es im Bundesdurchschnitt 2010. Immer mehr Männer nehmen lediglich zwei Monate.

Auch die durchschnittliche Dauer der Vaterzeit ist irreführend, denn sie gilt ja nur für Väter, die tatsächlich Elterngeldzeit genommen haben. Die übergroße Mehrheit der Kinder (drei Viertel) kommt ohne Papa aus, der (zumindest durch Elterngeld finanziert) zuhause bleibt. Für diese Mehrheit der Kinder ist die Elterngeldzeit des Vaters Null.

Man kann ausrechnen, wie viel Zeit wirklich alle Kinder im Durchschnitt von ihrem Papa in Elternzeit haben, wenn man die große Menge der Väter mit Elterngeldzeit Null mit zählt. Genau das ist die Elterngeldzeit des Durchschnittspapas. Für ganz Deutschland, also für den Bundesdurchschnittspapa, berechnet sich die Elterngeldzeit so:

Bundesdurchschnittliche Elterngeldzeit = 25,3%/100 x 3,3 Monate + (100%-25,3%)/100 x 0 = 0,85 Monate (Der zweite Summand steht für die Väter, die keine Elterngeldzeit genommen haben.)

Dieser Ansatz mag gewöhnungsbedürftig erscheinen: Aber er bewertet in einer einzigen Maßzahl sowohl den Anteil der Väter in Elterngeldzeit, als auch die Dauer ihrer Betreuungszeit und misst gleichzeitig das große Heer derer mit, die das Elterngeld (noch) nicht nutzen.

Dieselbe Formel lässt sich für jeden Kreis anwenden. Das ergibt die Werte, die die Farben der Kreise in der Karte bestimmen. Konkret berechnet sich jeder Kreiswert so: In der Tabelle A4 im PDF der jüngsten Elterngeld-Daten (ab Seite 20) wurde der jeweilige Kreiswert aus Spalte 3 (Prozentanteil der Väter, die Elterngeld bekommen) durch 100 geteilt und multipliziert mit dem Wert in Spalte 16 (Durchschnittliche Bezugsdauer des Elterngeldes im betreffenden Kreis).

Neue Zahlen zum Elterngeld: Wie engagiert sind die Väter in den einzelnen Kreisen Deutschlands, wenn es ums Windelwechseln, Füttern und Kleinkindbespaßen geht? Hinter der interaktiven Karte stecken die aktuellen Elterngeld-Daten (27. Juni 2012) des Statistischen Bundesamtes. Sie gelten für Väter, deren Kinder 2010 geboren wurden.

Achtung: Anders als gewöhnlich geben die Farben in der Karte weder den Anteil der Väter in Elterngeldzeit an, noch, wie lange die Elterngeldväter zuhause bleiben. Denn die beiden Werte geben kein klares Bild (wo der eine groß ist, kann der andere ganz klein sein). Stattdessen zeigt diese Karte die

Elterngeldzeit, die der Kreisdurchschnittspapa zuhause bleibt. (Was soll das?)

Dieser Durchschnitt ergibt sich, wenn man alle Väter mit 2010 geborenen Kindern einberechnet. Also auch die, die keine – also Null – Eltergeldzeit nehmen. Der Bundesdurchschnitt dieses Wertes liegt bei 0,85 Monaten. Spitzenreiter unter den Kreisen ist Jena mit 1,31 Monaten, Schlusslicht Neunkirchen mit 0,37 Monaten. (Die gewohnten Anteils- und Dauer-Angaben gibt’s aber auch: Einfach auf den gewünschten Kreis klicken!)

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