Manchmal muss man einfach zum Wiederholungstäter werden. Nachdem ich neulich schon darüber gebloggt hatte, wie alt Päpste heutzutage so werden, kann ich jetzt nicht anders, als mir dasselbe für deutsche Fußballtrainer anzusehen.
Denn gestern hat Jupp Heynckes verkündet, dass er sich (vorerst?) aus dem Fußball zurückzieht, nachdem er seine Bayern dieses Jahr zum umjubelten Tripel trainiert hatte. Mit 68 Jahren geht er auf der Höhe seines Erfolges. Ich wollte wissen: Ist er damit ungewöhnlich alt für einen Fußballtrainer?
(Ich habe dazu heute früh schon im DRadio Wissen getalkt. Hier nachhören!).
Im Fußball gibt es ja zum Glück zu allem Statistiken. Mir reicht eine, dieListe der Meistertrainer der Fußballbundesliga aus der Wikipedia. So sieht das Ganze visualisiert aus: (Jeder Punkt ist ein Meistertitel. Jeder Trainer hat eine eigene Farbe. Fährt man mit der Maus drüber, gibt’s Name, Alter, Verein und Jahr.)
Jupp ist der rote Punkt rechts oben. Mit seinen 68 Jahren sticht er tatsächlich heraus. Allerdings sind Meistertrainer trotzdem nicht gerade jung. Das Durchschnittsalter seit Beginn der Bundesliga in der Saison 1963/1964 liegt bei 50 Jahren.
Das ist aber nur das Mittel. Meistertrainer von an die 60 Jahren kommen durchaus vor. Otto Rehagel zum Beispiel war schon 59, als er 1998 mit dem 1. FC Kaiserslautern den Titel holte. Damit hat er aber nicht aufgehört. Als er 2004 Griechenland unerwartet zum Europameister machte, war er fast 66.
Schon die ersten Meistertrainer der Bundesliga überhaupt waren mindestens 60: In der ersten Saison der Liga gewann 1963/64 Georg „Schorsch“ Knöpfle mit dem 1. FC Köln die Meisterschaft. Da war er 60. Mit 66 hat er danach noch den HSV trainiert. Im zweiten Ligajahr 1964/65 siegte Willi „Fischken“ Multhaup 61-jährig mit Werder Bremen. Er holte danach 1968 noch den DFB-Pokal mit dem 1. FC Köln, bevor er mit 65 aufhörte.
Älter werden die Trainer nur bei Bayern – mit Erfolg
Interessanterweise gibt es in der Bundesliga keinen Trend zu älteren Meistercoaches. Obwohl das nicht unlogisch wäre, denn die Lebenserwartung steigt auch für Fußballtrainer. Auch sie sind also immer länger fit und leistungsfähig. Jupp Heynckes wirkt ja auch nicht gerade scheintot. Bis Samstag ist er noch über den Platz gehüpft, hat sich in die Luft werfen und mit Bier abduschen lassen.
Versucht man aber durch die Meister-Punktwolke in der Grafik oben eine Trendgerade zu legen, malt das Statistikprogramm eine horizontale Linie hin: Kein Trend. Die Trainer bleiben im Schnitt etwa gleich alt. (Das ist langweilig, darum habe ich die Gerade oben auch nicht eingezeichnet.)
Für den FC Bayern München sieht das aber ganz anders aus (Punkte sind wieder interaktiv):
Füttert man die Analysesoftware nur mit den bayerischen Siegen (das waren 22 in 50 Jahren Bundesliga), dann zeigt der Trend steil nach oben. Umgerechnet steigt das Alter des Trainers um ein halbes Jahr pro Saison.
Man kann das an der Trainerhistorie des Vereins schön zurückverfolgen: Jupp war jetzt mit 68 eindeutig der Älteste. Davor kamen einige mit über 50: Louis van Gal, Ottmar Hitzfeld, Felix Magath und Giovani Trapattoni. Erst davor wiederum gab es 1994 mit Franz Beckenbauer den letzten Meistertrainer unter 50. Der Kaiser war damals 48. Noch früher kommt mit Unterbrechung irgendwann der legendäre Udo Lattek, mit dem Bayern sechs mal Meister wurde. Zum ersten mal 1972, als Lattek zarte 37 war. Seitdem ging es mit dem Traineralter letztlich immer bergauf. Ob das ein Teil des bayerischen Erfolgsgeheimnisses ist?
2050 holt Bayern mit einem 78-Jährigen den Titel
Man kann den Trend weiterspinnen, bzw. weiterrechnen. Das ist vielleicht nicht seriös aber es macht Spaß: Dann hätte Bayern München nämlich einen 78-jährigen Trainer, wenn es 2050 wieder Meister würde! Undenkbar? Vielleicht nicht. Irgendwas scheint Bayern ja zu haben, das seine Trainer in fortgeschrittenem Alter durchhalten lässt.
Wie zum Beispiel Giovani Trapattoni. Als er 1997 mit Bayern gewann, war er 58. Heute ist er immer noch nicht in Rente: Er trainiert die irische Nationalmannschaft und die des Vatikan. (Die gibt’s wirklich. Da spielen Schweizergardisten, päpstliche Räte und Museumswächter, sagt Wikipedia.) Mann kann also dem Himmel schon sehr nah sein und trotzdem noch am Ball.
P.S.: Wenn jemand Fehler in diesem Post entdeckt, bin ich für Hinweise dankbar. Ich verstehe nämlich eigentlich überhaupt nichts von Fußball. Aber wie der Heynckes da gestern auf seiner Pressekonferenz saß und sagte, er wolle endlich mal wieder seiner Frau das Frühstück machen, da hat mich eine Sympathiewelle überschwappt. Und ich musste einfach über ihn bloggen. Blutiger Laie hin oder her.
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