14. März 2013, 14:35  2 Kommentare

Päpste, fit wie nie

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Gestern beim Tagesschaugucken: Eine gefühlte Ewigkeit nichts im Bild, außer dieser Balkontür im Vatikan, durch die der neue Papst treten soll. Auf dem Sofa sitzend stelle ich mich auf den nächsten alten Mann ein, der da gleich rauskommt und tatterig seine gebrochene Stimme ans Volk richtet. Als Franziskus alias Jorge Mario Bergoglio dann leibhaftig erscheint und spricht, bin ich erstaunt. Ja, alt sieht er schon aus, aber für 76 ist er noch recht agil, finde ich.

Irgendwie habe ich trotzdem das Bauchgefühl, dass die Päpste immer älter werden. Aber stimmt das? Ein guter Anlass für einen kleinen Papstdaten-Check!

Weil es schnell gehen muss, vertraue ich den Daten aus der Liste der Päpste auf Wikipedia und den dort verlinkten Papst-Seiten, und rechne ein bisschen mit Excel. Das Ganze nur für die letzten 500 Jahre, denn für die Päpste aus noch früheren Zeiten ist oft das Geburtsdatum nicht bekannt. Macht 50 Pontifikate. Heraus kommt: Ja, die Päpste werden wirklich immer älter. Aber erstaunlich langsam:

Schwacher Aufwärtstrend: Papst-Alter in den letzten 500 Jahren

Papst-Demografie-Alter-Amtsantritt-Regression
Datenquelle: Liste der Päpste auf Wikipedia und dort verlinkte Papst-Seiten

Die letzten 50 Päpste traten im Vatikan durchschnittlich schon mit 64,1 Jahren an. Ich hätte mit mehr gerechnet. Aber für gewöhnlich bleibt ein Papst ja bis zum Tod, und das kann dauern. Hier liegt das Alter schon deutlich höher: Mit 73,9 Jahren trat der Durchschnittspapst der letzten 500 Jahre ab. Der älteste war Leo XIII. mit 93 Jahren. Selbstverständlich war er auch in diesem Alter noch unfehlbar.

Päpste in den letzten 500 Jahren: Wie alt und wie lange?

Anmerkung: Die Altersangaben stimmen nur +/- ein Jahr (außer für die letzten drei Päpste, dort exakt). Es wäre zu aufwändig gewesen, für jeden Papst zu prüfen, ob er schon Geburtstag hatte, als er ins Amt kam. Ich habe einfach gerechnet: Eintrittsalter = Geburtsjahr – Jahr des Amtsantritts. Damit die Statistik im Mittel stimmt, habe ich allen Päpsten dann ein halbes Jahr abgezogen.
Datenquelle: Liste der Päpste auf Wikipedia und dort verlinkte Papst-Seiten

Und tatsächlich sind die Päpste im Lauf der Geschichte immer älter geworden. Siehe Trendlinien in der Grafik oben (lineare Regression): Pro Pontifikat traten sie im Schnitt gut zwei Monate später auf den Balkon. Das Alter am Ende der Amtszeit stieg hingegen mehr als doppelt so schnell: Um viereinhalb Monate pro Pontifikat. Die werten Herren saßen also immer länger auf dem Heiligen Stuhl.

Das mag viele Gründe haben. Aber da das hier ein Demografie-Blog ist, würde ich die These wagen: Es hat mit der zunehmenden Lebenserwartung zu tun! Und ich versteige mich gleich noch zu einer weiteren: Die Päpste sind immer fitter, wenn sie in den Vatikan einziehen!

Der Papst von heute ist fit wie nie

Warum? Weil die Lebenserwartung in den letzten 500 Jahren viel stärker gestiegen sein muss, als das Amtsantrittsalter der Kirchenoberhäupter: Der Trendrechnung zufolge legte es in 500 Jahren gerade mal um neun Jahre zu. Die mittlere Lebenszeit, die einem 64-Jährigen verbleiben (mit diesem Alter wird man ja durchschnittlich Papst), stieg aber allein im letzten Jahrhundert um gut zwölf Jahre (sagen zumindest die Daten für Deutschland).

Gemessen an ihrer Restlebenszeit fangen die Päpste also immer früher an. Sprich: Sie sind auch immer gesünder!

Na gut, das ist eine sehr, sehr grobe Rechnung. So eine Trendbetrachtung darf man eigentlich gar nicht machen, das geben die Daten nicht wirklich her. Aber kann es eine Sünde sein, den Papst ein bisschen gesund zu rechnen?

Ist man stark im Glauben (an den Trend), ist Franziskus im historischen Vergleich tatsächlich ziemlich alt: In der ersten Grafik oben liegt sein blauer Punkt (der ganz rechts) mit 76 Jahren deutlich über der blauen Geraden. Ich wünsche ihm natürlich trotzdem nur das Beste. Die Gesundheit im Alter ist so individuell, da hat er immer noch gute Chancen, lange durchzuhalten.

Eins sollte die katholische Kirche aber mal in Erwägung ziehen: Wenn sie jemanden auf den Heiligen Stuhl setzen will, der trotz hohen Alters noch fitter ist als die bisherigen Heiligen Väter, dann empfähle sich am ehesten eine Frau! Selbstverständlich nicht nur aus demografischen Gründen. Aber die sind wenigstens nicht wegzudiskutieren: Frauen sind gesünder und leben länger.

Also, Franziskus, geh’s an: Veränderungen hoch willkommen!

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