Wulff ist weg, soeben zurückgetreten als deutscher Bundespräsident nach nur 597 Tagen Amtszeit. So schnell hat kein Präsident vor ihm den Posten wieder geräumt. Gleichzeitig war auch noch kein Präsident vor ihm so jung, als er in Bellevue einzog (nämlich 51 Jahre alt). Gibt es da einen Zusammenhang?
Dank Daten aus der Wikipedia und Excel lässt sich das schnell prüfen:
Antrittsalter und erreichtes Amtsalter der Bundespräsidenten

Rein rechnerisch gibt es tatsächlich einen solchen Trend. Hier nochmal die Daten im Einzelnen, nach aufsteigendem Antrittsalter:

Was kann man daraus lernen? Vielleicht, dass ein höheres Alter in manchen Jobs gar nicht so abträglich ist, weil die Erfahrung zählt. Eigentlich hätte ich diese Grafik aber besser hier überhaupt nicht zeigen sollen. Denn die Versuchung ist zu groß, in den rechnerischen Trend, also die Korrelation, etwas hinein zu interpretieren. Letztlich ist es mit dem Präsidentenamtsalter wie mit allen anderen Korrelationen auch: Dass sie einen kausalen Zusammenhang bedeuten, ist mitnichten sicher.
Darum greife ich mal ganz subjektiv eine ganz andere Erklärung aus der Luft, oder besser gesagt aus dem Bauch, die genau so gut stimmen könnte: Die Ära, in der die Jungs an der Staatsspitze dachten, Macht sei ohne Werte zu haben (und zu halten), geht zu Ende. Vielleicht sollten wir es mal mit einer Frau in Bellevue versuchen?
Wie lange bleibt Gauck?
Update, 20.02.2012: Wenn schon denn schon: Jetzt, wo klar ist, dass Gauck Präsident wird, kann man ja mal ausrechnen, wie lange seine Amtszeit sein wird. Excel sagt (nämlich nach der Berechnung der Trendgerade in der Grafik oben), dass der Zusammenhang zwischen Amtsantrittsalter und erreichtem Amtsalter in Jahren so lautet:
Für Gauck macht das ein maximales Amtsalter von 8 Jahren und knapp neun Monaten. Er wird also 2017 wiedergewählt, schafft aber die zweite Amtszeit nicht ganz. Dabei würde er sie locker überleben, denn seine fernere Lebenserwartung dürfte heute bei knapp 13 Jahren liegen (Gauck ist am 24. Januar 71 Jahre alt geworden). Wahrscheinlich ist sie sogar noch höher, denn er ist gebildet, und das verlängert das Leben. Andererseits hat er lange Jahre im Osten gewohnt (er kommt ja aus Rostock), und in den neuen Ländern ist die Lebenserwartung der Männer geringer als in den alten.
Wie auch immer: All das ist natürlich wildeste und unzulässige Spekulation. Ich wünsche dem (bald) neuen Präsidenten von Herzen ein langes Leben und eine bessere Präsidentschaft als seinen Vorgängern.
Trotzdem muss ich an seiner Demografie herummäkeln: Er ist keine Frau! Den meisten Politikern wird das egal sein. Ist man doch froh, dass man sich überhaupt über einen Nachfolger Wulffs geeinigt hat, noch dazu einen, den sogar das Volk mag. Wenn ich an das Volk denke, frage ich mich allerdings: Wie kann es sein, dass die Deutschen – bekanntlich zu 50 Prozent Frauen -, bisher zu 100 Prozent von Männern an der Staatsspitze repräsentiert werden? Das scheint mir ein ziemlich krasses Missverhältnis zu sein.
Und jetzt soll mir keiner kommen und sagen, es hätte keine geeignete Kandidatin gegeben. Das ist schlichtweg unmöglich, bei über 40 Millionen Frauen. Man hat einfach mal wieder das getan, was man (nur fast, gottlob!) immer tut: Einen Mann genommen. Schade. Wirklich voran kommen wir erst (und das gilt auch für die demografische Entwicklung, insbesondere, was die Umsetzung von Kinderwünschen angeht), wenn wir anfangen, Gleichberechtigung in wirklich allen Lebensbereichen glaubhaft umzusetzen.
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